Auch der Tag heute war wieder mächtig aufregend. So viel ist passiert, das ich mich kaum sortieren kann, um es mit Sinn aufzuschreiben. Also heute früh war ja erstmal Ausschlafen angesagt, was mir auch sehr gut tat. Dann machte ich mich los, denn ich hatte ein großes Problem, was dringend gelöst werden musste. Meine Zahlungs App funktionierte nämlich nicht mehr, weil meine Karte gesperrt wurde. Nachdem sich meine Panik gelegt hatte, überlegte ich, was ich tun kann. Also bin ich los und brachte eine kleine Odyssee hinter mich. Erst zur Rezeption meines Hotels, dann zum Nachbar Hotel, dann zur Bank von China und schließlich zu meinem chinesischen Telefonanbieter. Überall fragte ich nach Hilfe; erst beim letzten durfte ich das private Handy der Angestellten nutzen, um nach Deutschland zu telefonieren. Nun ist alles wieder schick, und mir fiel mal wieder der Mount Everest vor die Füße. Hoffentlich passiert das nicht öfters, das stehe ich nämlich nicht mehr durch. Und das alles vor dem ersten Kaffee; den fand ich nämlich auch erst danach. Mein Hotel hat leider kein Frühstück. Schließlich konnte ich auch noch meine Wäsche einer vertrauenswürdigen Wäscherei überlassen und ich zog mir noch etwas Bargeld. Nur für den Fall.
Mittlerweile war es Mittag geworden und ich konnte nun endlich zum angenehmen Teil übergehen. Also fuhr ich einmal quer durch die Stadt zum pekinger Sommerpalast, der sehr viel berühmter ist, als der in Chengde. Und der hat sich auch wirklich gelohnt. Das eigentlich kleine Anwesen ist eine riesige Parkanlage und steht auf einem Felsen. Der Weg da hoch wurde in den Fels gehauen. Meistens jedenfalls. Manchmal auch direkt durch den Fels. Es war zum Teil recht abenteuerlich, dort herum zu kraxeln. Die Aussicht ist aber phänomenal und die Pavillons und Paläste und Häuschen waren wunderhübsch. Alle noch mit strahlenden Farben, die sicher nicht mehr Originale waren, doch die Motive dazu schon. Kein Bild glich dem anderen. Es gab einen sogenannten „langen Korridor“, der auch über hundert Meter lang war. Eigentlich ein Laubengang, aber halt im chinesischen Stil komplett aus Holz. Wie alle Paläste überhaupt wurde alles ohne einen einzigen Nagel gebaut. Und das ist wirklich bemerkenswert! Ein marmornes(!) Boot lag am Ufer – es waren viele Seen dort – und ist ein absolutes Highlight. Überhaupt ist die ganze Anlage dreimal so groß wie die verbotene Stadt. Und auch hier waren wieder viele junge Chinesinnen unterwegs, die die traditionelle Kleidung komplett mit passendem Make-up und Frisur trugen. Natürlich waren alle wunderschön. Viele haben sich anscheinend auch einen professionellen Fotografen dazu gebucht, um so richtig schöne Fotos machen zu lassen. Das fiel mir schon gestern auf und scheint eine Art Tradition zu sein. Einmal 300 Jahre zurück und sich wie eine Prinzessin fühlen.
Auf dem Gelände nebenan stand übrigens ebenfalls mitten in einer Seenlandschaft noch ein Anwesen des Kaisers (der alte Sommerpalast), allerdings ist dieser weitgehend zerstört worden und es sind nur noch Ruinen zu sehen. Trotzdem ist er ein beliebtes Ausflugsziel. Beide Anlagen sind rund 300 Jahre alt und entstanden während der Qing Dynastie. Beide wurden auch von den Briten zerstört, jedoch wurde nur einer wieder aufgebaut. Beides ist heute UNESCO Welterbe. Und nach einer ebenso langen Fahrt wieder zurück zum Hotel, denn mir taten die Füße weh, probierte ich heute die Ente. Allerdings gab es nur die kantonesische, nicht die Peking Ente. Die habe ich übrigens im Park recht häufig gesehen. Noch lebend.
