Sehr früh ging es heute schon los, denn ich hatte mal wieder eine lange Fahrt vor mir. Leider diesmal nicht mit einem Schnellzug, denn hier in Zhangjiajie fährt nur ein Bummelzug hin. Zwei Ticket Kategorien gab es: Schlafwagen mit 4 Betten pro Abteil und harte Sitze im Großraumabteil. Ich erwischte leider nur noch den harten Sitz. 6,5 Stunden lang mit plappernden Chinesen! Es war laut und jeder kochte sich sein eigenes Süppchen und es roch dementsprechend. Also fast. Was für die jüngere Generation das Handy ist, ist für die ältere Generation der Tee. Wenn der Chinese sein heißes Wasser nicht bekommt, das stirbt er den Heldentod. Wirklich! Heißes Wasser gibt’s also überall. Im Zug, in Bahnhöfen, auf Wanderwegen, in Parks usw. Mir gegenüber saß ein dicker Junge, mit der Statur von 14 Jahren, der allerdings geschlagene 6 Stunden am Stück auf seinem Handy einfach Trickfilme sah. Also war er vielleicht doch erst 12. Das ist das komische an den Menschen hier. Die meisten New Yorker lesen in der Metro in einem Taschenbuch, 8 von 10 Chinesen schauen in ihr Handy. Das liegt vielleicht an der schwierigen Schrift. Einen echten, richtigen Buchladen habe ich hier auch noch nie gesehen, obwohl es wohl einige architektonisch sehr coole Bibliotheken gibt. Für den täglichen Gebrauch sollte der durchschnittliche Chinese etwa 1500 Schriftzeichen kennen. Dann gilt er nicht mehr als Analphabet. Die meisten Chinesen kennen etwa 3000, die studierten Chinesen etwa 4500 Schriftzeichen. Die meisten Wörterbücher listen 60.000 Zeichen auf, es gibt aber einige wenige mit knapp über 100.000. Die listen dann aber alte Zeichen vergangener Dynastien auf, die keiner mehr nutzt. Jedenfalls scheint Lesen nicht sehr verbreitet zu sein.
Irgendwann hatte ich es geschafft, zwischendurch habe ich viel gelesen, meinen letzten Zug gebucht und versucht, meinen Plan für morgen zusammen zu stellen. Das ist tatsächlich nicht so einfach. Der Grund meines Stopps hier, ist der Nationalpark von Zhangjiajie. Hier gibt es spektakuläre Natur zu bewundern, Felsformationen und ausgedehnte Wälder. Wie erwähnt, holte sich James Cameron hier angeblich seine Inspiration zu Avatar. So ist jetzt auch ganz offiziell einer der Berge als Hallelujah Mountain oder Avatar Mountain benannt worden. Es gibt im ganzen Park mehr als 3000 Zinnen und Gipfel und dazu noch das eine oder andere architektonische Highlight. Übrigens ist mir das als erstes aufgefallen, als ich ankam: nach Tagen im Großstadtdschungel fast ohne Grün, genoss ich richtig die 20 Minuten Fahrt per Taxi zum Hotel durch die Berge und Wälder und geduftet hat es! So rein und intensiv und frisch und grün! Mittlerweile ist es Abend um 21.00 Uhr und bin mit der Planung noch immer nicht ganz im reinen, da die Entfernungen so groß sind und ich keine Fahrpläne der entsprechenden Verkehrsmittel habe. Meine Karten-App hat leider die Verkehrsmittel im Park selbst nicht gelistet. Und es sind etliche Reisegruppen unterwegs. Das habe ich schon gesehen. Also muss ich wohl morgen viel spontan entscheiden und zur Not auf Taxi zurück greifen. Zum Glück sind die relativ günstig hier. Also werde ich bald schlafen gehen. Mein Hotelzimmer ist diesmal übrigens fast richtig chinesisch. Zumindest mit dunklem Holz und Seidentapete mit einem typischen chinesischen Bild.
