Seitdem ich den Japan-Roman „Shogun“ von James Clavell vor über 30 Jahren gelesen habe, wo Macao eine wichtige Rolle spielt, wollte ich hierher. Macao war das Drehkreuz der Portugiesen, das Sprungbrett, das Tor zu China und Japan und zum gesamten asiatischen Raum im Mittelalter. Und da Macao bis 1999 eine portugiesische Kolonie war, ist der Einfluss und die Kultur hier noch immer sehr stark vertreten. Es ist eine wirklich bizarre Mischung aus asiatisch-chinesischen und europäisch-portugiesischer Kultur. Ich bin heute weit durch die nördliche der beiden Inseln gelaufen, die Macao ausmachen. Ich schreibe einfach mal auf, was mir so aufgefallen ist, auch wenn es wohl ziemlich durcheinander geht. Wie schon in China, sind mir auch die Apotheken aufgefallen, die die traditionelle chinesische Medizin vertreten. Da findet man ganze getrocknete Fische und Teile von ihnen. Haiflossen, Schwimmblasen von Fischen und eine abstruse Dinge mehr. Man riecht es meistens schon von weitem. In den Restaurants gibt’s übrigens auch Haifisch-Flossensuppe oder echte Schildkröten-Suppe. Natürlich auch die Hühner im ganzen gegrillt inklusive Kopf, Kamm und Füße. In guten Restaurants kann man sich die Fische vorab im Aquarium aussuchen. Ich habe sogar lebende Hühner und Krebse und Langusten zum aussuchen gesehen. Selbst im Supermarkt gibt’s die Fische und Schalentiere lebend. Frische wird hier ganz groß geschrieben!
Ja und dann habe ich sie endlich gesehen: Ruine der Pauluskirche. Die weltberühmte und bekannte Fassade der 1835 abgebrannten Kirche. Das Wahrzeichen der Stadt, neben so vielen anderen, und UNESCO Welterbe, wie auch die gesamte Innenstadt. Fand ich wirklich bewegend, denn das ist so ein Ziel, von dem ich vor Jahrzehnten gehört habe, doch nie im Leben damit rechnete, sie jemals mit eigenen Augen zu sehen. Erstaunlicherweise existiert die Crypta der Kirche noch und im kleinen Museum sind noch einige gerettete Heiligenfiguren zu sehen. Die Fassade selbst ist auch in sofern bemerkenswert, weil sie untypischerweise Elemente zeigt, die man sonst selten an einer Kirche findet. Monster, Drachen, den Tod, chinesische Schriftzeichen, einen Speer, Messer, Sterne und Palmenblätter. Und natürlich die obligatorischen heiligen Figuren. Der ganze Bereich ist von Touristen und von Souvenirhändlern bevölkert. Ja, hier habe ich jede Menge Magneten gefunden! Die Straßennamen sind typisch portugisisch auf Porzellan in blau auf weißem Grund. Das Straßenpflaster weißt ebenso die typischen maritimen Muster auf, die ich von den Azoren zum Beispiel kenne. Fische, Schiffe, Wellen, Seepferdchen, Haie, Delphine, Tintenfische und Muscheln. Dann kam ich in das Vergnügungsviertel. Ein Casino neben dem anderen. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich nach Las Vegas zurück versetzt. Doch dort gibt es mehr Bling Bling und mehr bunte Lichter, während hier sechs Mal soviel Umsatz gemacht wird. Die Asiaten sind verrückt nach Glücksspiel, das jedoch nur hier erlaubt ist. Ein immens wichtiger Wirtschaftszweig neben dem Tourismus. Und natürlich habe ich all die großen Marken gesehen und Window-Shopping gemacht. Dior, Prada, Gucci und so weiter. Keiner hat gefehlt, alle da! Irgendwann stand ich wieder am Wasser. Ist ja auch eine Insel! Es wurde immer heißer und die Luftfeuchtigkeit stieg bis auf 76% bei 32 ° Grad. Glücklicherweise lag das Kunstmuseum in der Nähe, wo ich mich erstmal abkühlen und meine eSim Karte erneuern konnte. Die war nämlich gerade abgelaufen. Nun langt sie wieder bis ich hier durch bin. Nebenan war lag dann auch Fisherman‘ s Wharf (gibt’s irgendwie in allen großen Küstenstädten), was abends sicher eine echte Partymeile ist. Viele Villen-artige Häuser im portugiesischen Stil, Bars und Restaurants. Hier gönnte ich mir auch ein echt luxuriöses Macha-Eis für fast 5€ pro Kugel. Aber es schmolz genauso schnell in der Sonne dahin, wie jedes andere Eis auch. Wenigstens war es lecker und mit viel echtem Matcha drin! Ach ja, die Casinos. Das bekannteste und ebenfalls ein Wahrzeichen der Stadt ist ja das Grand Lisboa Macao. Und ich war drinnen. Und es war luxuriös, aber irgendwie auch klein. Allerdings ist die Casinofläche auf drei Etagen aufgeteilt, was den Eindruck sicher beeinflusst. Das Wynn nebenan sieht genauso aus, wie das in Vegas. Aber in der Lobby des Wynn sind die chinesischen Tierkreiszeichen sehr eindrucksvoll an der Decke zu sehen. Und plötzlich stand ich vor dem römischen Kolosseum! Verrückt! Da haben sie hier neben dem Convention Center die römische Innenstadt aufgebaut. Also das Kolosseum, einige Ruinen und die Gladiatoren-Unterkünfte. Das Kolosseum ist tatsächlich ein modernes Open Air Theater. Und im Convention Center bin ich in eine Messe geraten. Da wurden neben modernen Autos, Matratzen, Süßwaren und Parkettböden präsentiert. Auch verrückt! Aber dann war ich wirklich platt. Nach fast 10 km in sengender Hitze mit brennenden Sohlen konnte ich wirklich nicht mehr und bin schließlich heim. Und jetzt bin ich zwar wieder akklimatisiert, aber trotzdem totmüde. Morgen geht’s auf die Südinsel Taipa.
