Die Karstlandschaft von Guilin

Karstlandschaften entstehen überall dort, wo Wasser Kalk und Kalkstein aus- und fortwäscht. Also vor allem in der Nähe von Flüssen. Im Süden von Guilin, so heißt es, ist so eine der schönsten Karstlandschaften von China entstanden. Genau genommen ist es Kegelkarst, denn was übrig geblieben ist von den Bergen, sind nur noch Kegel. Aber davon nicht zu wenig. Über hundert Kilometer schlängelt sich der Li Fluss durch die Landschaft. Schlammig braun ist das Wasser und es trägt viele Äste, Zweige und Blätter mit sich. Es kann aber auch von den Regenfällen der letzten Tage kommen, denn mitunter stehen weite Teile der Landschaft unter Wasser. Halbe Wälder sind abgesoffen. Dafür ist das Grün der Vegetation von einer Üppigkeit, die man sonst nur im Regenwald sieht. Die Hügel sind dicht bewaldet mit Laubbäumen, zwischendurch mengen sich aber auch Bananenpalmen und Bambus. Dann und wann rauscht ein Wasserfall von den Hügeln hinab und wirbelt noch mehr Sedimente auf. Der Blick wird allerdings immer wieder angezogen von den Wolkenfetzen, die die Spitzen der Hügel in den Himmel reißen. Die Wolken hängen sehr tief, da fällt es nicht schwer. Manchmal sehen die Hügel aus, als würden sie sich in weißem Rauch auflösen oder als ob die Berge rauchen. Mystisch, geheimnisvoll und verwunschen sieht die ganze Landschaft aus. Immerhin ragen die Berge mindestens 200 Meter neben dem Schiff auf. Es erinnert ein wenig an die Fjorde Norwegens. Aber die sind wilder und rauher und viel höher. Der Fluss ist nicht sehr breit, vielleicht 30 oder 40 Meter. Doch meist stehen die Berge nur auf einer Seite, während die anderen den Blick in die Landschaft frei gibt. Aber es sind halt nur Hügel, immer wieder unterbrochen von tiefen Tälern, seltener sieht man auch Zwillingsberge. Ein Berg mit zwei Spitzen. Noch seltener sieht man auch den nackten Fels, denn es ist eigentlich alles tief grün. Nach gut 3 Stunden war der ganze Zauber aber vorbei und es ging zurück nach Guilin.

Karstlandschaften bei Guilin

Am Nachmittag ging es dann nicht mehr um die Berge herum, sondern mitten hinein. Nahe bei gibt es eine berühmte Höhle in eben diesen Karstbergen. Die Schilfrohrflöten Höhle. Es gibt Inschriften, die auf das Jahr 792 datiert wurden. Sie sind also schon sehr alt. Und gerieten trotzdem in Vergessenheit. Trotzdem sie so nah an der Stadt liegen, kaum 6 km entfernt, wurden sie erst in den 1950er Jahren wieder entdeckt. Verrückt! Sie sind nicht so groß, wie die Drachenhöhle, aber dafür ebenfalls sehr mystisch und geheimnisvoll. Vielleicht kann man das von allen Höhlen sagen, aber diese hier wurde zumindest entsprechend auch in Szene gesetzt. Und es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Tropfsteinhöhle. Es tropft und tropft und hunderte, wenn nicht tausende Stalagmiten und Stalaktiten entstehen im Laufe der Zeit. Und mit der Beleuchtung, die hier installiert wurde, ist es wirklich absolut sehenswert. Dazu gibt es kleine Seen und Höhlen, groß wie Kathedralen! Man kann sich kaum sattsehen an den Farben. Leider kann ein Bild das nie so vermitteln, aber man bekommt vielleicht eine Ahnung.

Schilfrohrflöten Höhle bei Guilin
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