Wie vorhergesagt: gestern gab es keinen Blog, da ich komplett offline war. Mein erster Flug ging gegen 14:00 Uhr, danach war ich quasi raus. Von Sanya nach Chengde ging’s ja noch ganz gut. Außerdem hatte ich nette Gesellschaft im Flieger. Nach Ürümqi wurde es schon schwieriger. Denn dort hatte ich 8 lange Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen mitten in der Nacht und ohne Internet. An Schlafen war fast gar nicht zu denken, vielleicht 2 Stunden. Auf den harten Bänken ging das eher schlecht als recht. Ständig ging irgendwo ein Telefon, die Klimaanlage blies mir ins Gesicht oder mir war wieder der Arm eingeschlafen. Fürchterliche Nacht! In Bischkek am Zoll gab es keine Probleme. Alles halbwegs schnell und zügig, bis auf die Gepäckkontrolle; da nahmen sie es sehr genau, haben aber trotzdem nix gefunden.
Zeit also für ein kleines Fazit zu China. China ist ein ziemlich großartiges Land, aber mit einem großen ABER. Sie machen derzeit sehr viel für die Umwelt. Der Straßenverkehr ist quasi nicht zu hören, denn fast alle fahren mit Elektrofahrzeugen. Und LKW’s gibt’s in den Städten gar nicht. Ich habe mich in jeder Sekunde dort sehr sicher gefühlt, selbst in der dunkelsten und hintersten Gasse. Doch das hat auch seinen Grund: die Überwachung ist quasi lückenlos. Man kann zwar nicht verloren gehen, aber der Staat weiß auch stets, wo Du bist. Es ist ein Land mit einer immens reichen und langen Geschichte. Und trotz Kulturrevolution gibt es noch viel zu sehen und zu entdecken. Ich habe leider nicht alles sehen können, was ich mir vorgenommen hatte, denn es ist auch ein sehr großes Land mit weiten Entfernungen. Dienstleistungen, Transport und Essen sind sehr günstig. Man kann dort wirklich einfach Backpacking durchs Land reisen. Wenn man sich an die Spielregeln hält. Also Züge vorab buchen und rechtzeitig am Bahnhof sein. Stets eine Übersetzungs-App dabei haben. Und immer auch eine Powerbank für das Handy dabei haben. Denn ohne Handy bist Du tot, nicht existent. Was nicht gut ist: der Verkehr ist mörderisch. Und das Ausspucken. Egal, ob Mann oder Frau, Jung oder Alt. Alle spucken und das ist widerlich! Das Essen ist gewöhnungsbedürftig. Frischer Salat ist quasi nicht zu bekommen, ebenso wenig wie guten Kaffee und ein süßes Frühstück. Maximal abgepackt und abgefüllt mit vielen Konservierungsstoffen. Wer’s mag… Die Architektur ist manchmal sehr innovativ und geradezu futuristisch. Aber der einfache Mann lebt auch nicht wirklich anständig und sauber. Alles hat zwei Seiten.
Nachdem mich also auf dem Flughafen schon ein halbes Dutzend Taxifahrer angesprochen haben, tauchte endlich mein Chauffeur auf und fuhr mich zum Hotel. Dort gab’s ein sehr schnelles Frühstück und dann ging es auch schon los auf Stadtrundfahrt. Wir sind ja nur ein kleine Truppe und zu den bereits erwähnten Teilnehmern kam noch eine Inderin dazu. Also sind wir 5 und sind so mit einem Van unterwegs. Es ging in der Stadt zu einigen Monumenten und Parks und ins historische Museum. Die meisten Monumente stammen aus der neueren Zeit, der kirgisischen Zeit. Aber Lenin steht trotzdem noch. Die großen Bauten stammen eher aus der Sowjetzeit der 1970er. Also fast schon eher Brutalismus. Betonklötze ohne jegliche Zier, ohne ein Augenmerk, ohne etwas Besonderes Einzigartiges. Traurig und fade. Das Museum war okay, denn es behandelte die Entstehung der Nation in seinem Umfeld. Die ursprünglichen Kirgisen sind nämlich groß, blond und blauäugig. Eigentlich eher der nordische oder germanische Typ. Allerdings haben sich ziemlich schnell die Mongolen, die Chinesen und die Türken darunter gemischt. Jetzt sieht der typische Kirgise aus wie ein Mongole mit schmalen, schrägen Augen und dunkler Haut. Natürlich wurde auch die Seidenstraße mit erwähnt. Bischkek ist ja selbst aus einer Karawanserei an der Seidenstraße entstanden. Und heute ist es mit 1,2 Millionen die größte Stadt des Landes. Die eigentliche Stadtgründung liegt aber erst rund 150 Jahre zurück. Es ist also auch eine sehr junge Stadt, was man auch sieht. Auch wenn’s die Hauptstadt ist, Wolkenkratzer findet man hier nicht. Nur wenige Häuser haben mehr als 20 Stockwerke. Es ist sehr flach und es stehen noch immer viele Bauruinen an den Straßen. Doch im Hintergrund ist das Tien-Schan-Gebirge eine allgegenwärtige Kulisse. Während es in der Stadt um die 25° Grad warm wurde, fiel die Temperatur am Fuße des Gebirges auf gut 15°. Nach unserem Besuch des Basar ging es nämlich in den nahen National Park im Norden der Stadt. (Obst der Bauern wurde reichlich auf dem Basar angeboten. Frisch und getrocknet.) Die Berge dann gehen bis auf 4000 Meter hoch und die Gipfel sind Schneebedeckt. Eine sagenhafte Kulisse. Es ist auch das Reich des Schneeleoparden, der dort noch lebt. Gesehen haben wir leider keinen, wohl aber Rinder, Pferde, Eichhörnchen und Vögel. Hier lernen ja die Kinder erst das Reiten und dann das Laufen. Wenigstens auf dem Lande. Ein eiskalter Bach raschte neben der Straße bergab, Gerölllawinen rauschten die Berge hinab, die Temperaturen – wie gesagt – auch, und wir allem hinterher. Aber schön war’s.
