Und schon wieder unterwegs. Eigentlich werden wir die nächsten Tage jeden Tag unterwegs sein. Heute zum Beispiel ging es von Bischkek Richtung Osten zum 260km entfernten Yssyk-Köl See, dem größten See des Landes. Er ist auch der zweitgrößte Gebirgssee der Welt nach dem Titikaka, denn ich ja auch schon kenne. Der See weißt auch mehrere Besonderheiten auf. Er friert nie zu, er hat einen Salzgehalt von 6g pro Liter und er hat nur Zuflüsse, aber keinen Abfluss! Die Fahrt selbst war angenehm, denn die Sonne schien und es wurde geradezu richtig heiß um die Mittagszeit. Wir hatten auch einige Stopps an Sehenswürdigkeiten auf dem Weg. Anfangs war die Gegend noch sehr flach. Weite Felder, hauptsächlich mit Erdbeeren und Getreide, säumten den Weg. Am Horizont waren stets die Berge und Gipfel des Tien-Schan-Gebirges zu sehen, was eine beeindruckende Kulisse ergab. Dann und wann sahen wir fette Kühe, manchmal sogar auch grasende Pferde am Wegesrand stehen. Wirklich sehr idyllisch, denn hier scheint die Zeit viel langsamer zu vergehen. Unser erster Halt war dann am Burana Turm, einem der ältesten Bauwerke des Landes. Ursprünglich 40 Meter hoch, sind heute nur noch 21 Meter zu sehen, doch im Verhältnis zu seiner Geschichte noch immer beeindruckend. Im Laufe der Zeit war er Teil einer Wehrmauer, Ausguck oder als Minarett in Funktion. Heute steht er quasi auf einer grünen Wiese, wo vor Jahrhunderten eine große Stadt stand. Bei Ausgrabungen fand man Zeugnisse christlicher, islamischer und persischer Kultur, die heute im kleinen Museum zu sehen sind. Übrigens ist es UNESCO Welterbe. Man konnte den Turm sogar besteigen, was ich mir diesmal aber ersparte. Es ging weiter. Und zwar unter anderem durch den Boom Canyon. Es ist der einzige Weg zwischen Bischkek zum Yssyk-Köl. Eine Schlucht, der durch den kleinen, oftmals nicht breiter als 15 Meter breiten, Fluss Chu über tausenden von Jahren gegraben wurde. Auf beiden Seiten ragen die Berge in die Höhe und liegen weit auseinander, und das auf einer Strecke von 60 km. Witzigerweise bedeutet Boom übersetzt Schnürsenkel, und so fühlt es sich auch an. Kein Baum, kein Strauch säumt den schmalen Weg. Die Berge zeigen verschiedene Farben von rot über grau, gelb und schwarz, ganz wie die Regenbogenberge. Nur flache Moose und Flechten können sich dort halten. Eine wirklich sehr unwirtliche Gegend. Und doch soll auch hier der Schneeleopard leben und jagt auf Steinböcke und Gemsen machen. Ortschaften gibt es hier jedenfalls nicht. Apropos, Lunch hatten wir bei einer Familie heute. Sie tischten uns lauter lokale Spezialitäten auf, alles traditionell kirgisisch und hausgemacht. Sehr lecker! Eingelegtes Gemüse, selbstgemachtes Brot, hausgemachte Salate und Früchtetee aus eigener Ernte. Die Früchte, nicht der Tee. Übrigens habe ich heute auch echten kirgisischen Tee bekommen, mein traditionelles Landes-Souvenir. Unser letzter Stopp war ehrlich gesagt etwas langweilig, oder wir waren einfach zu müde. Wir besuchten kurz vor dem Hotel noch ein Freiluft Museum mit Petroglyphen. Es ist ein riesiges Areal mit 10.000 Steinen, Findlingen und Felsen; in etwa 500 von ihnen sind Bilder geritzt worden, die circa 1000 Jahre alt sind, die Jagdszenen zeigen. Also eher so Semi-spannend. Zum Glück war unser Hotel dann nicht mehr allzu weit und übrigens direkt am See gelegen. Allerdings ist das Hotel entweder gerade eröffnet worden oder wir sind außer der Saison da. Es ist ein ziemlich großes Areal mit vielen Anlagen auf dem Hotelgelände inklusive eigenem Strand mit Bar, BBQ, Sport und Steg. Aber viel ist geschlossen oder wird repariert bzw. ist noch im Bau. Da das Hotel selbst recht neu wirkt, tippe ich auf: gerade in der Eröffnungsphase. Wie übrigens viele andere Rohbauten am Ufer des Sees auch. Doch das Zimmer, ist nett, im Restaurant konnte ich georgischen Wein probieren; also kann ich heute gut schlafen.
