Einen Teil der Strecke , die wir gestern im Regen zurückgelegt hatten, ging es heute wieder zurück. Wieder über den Pass auf 2700 Meter Höhe, doch zum Glück heute in strahlendem Sonnenschein. Es ist ein Abschnitt des fast 900 km langen Zarafshan-Karakum-Korridor, eine der Hauptachsen der Obst-West Verbindungen der Seidenstraße. Er verbindet neben Chudschand und Pandschakent auch Samarkand, Taschkent, Chiwa, Buchara und einige mehr auf dem Weg zwischen der Levante und XiAn in China. Wegen ihrer kulturellen Bedeutung wurde dieser Weg auch in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen. Hier war der Austausch von Waren, Ideen, Kultur und Religion besonders intensiv. Und sehenswert ist diese Strecke allemal. Von Chudschand aus ging es noch relativ harmlos los; über fruchtbare Ebenen und weite Felder. Alsbald wurde aus dem flachen Land aber kleine Hügel, kurz danach große Hügel. Wieder eine Stunde später waren wir mitten in den Bergen und am Pass. Diesmal glitzerte der Schiefer in der Sonne und die Farben des Gesteins kamen richtig gut zur Geltung. Gelb, Rot, Braun, Grau und Schwarz. Nach dem obligatorischen Fotostopp kamen wir gute zwei Stunden später endlich in Pandschakent an. Eigentlich waren wir ziemlich kaputt und gut durchgeschüttelt und wollten eigentlich nur noch was essen und dann auf unsere Zimmer. Allerdings ging’s es dann doch noch auf einen kleinen Spaziergang zu den Ruinen von Alt-Pandschakent. Zu sehen sind leider außer auf einem weiten Feld nur kleine Hügelchen, wo einst Grabungen stattfanden. Um die 50.000 Artefakte fand man hier. Steht man dort, wirkt das alles sehr uninteressant und lieblos und wirklich wenig einladend. Wildes gelbes Gras wächst in Stoppeln zwischen den Löchern im Boden, Hinweistafeln fehlen gänzlich, Hinterlassenschaften von Schafen sind überall verstreut. Funde sind gar nicht und Grundmauern kaum zu erahnen. Erst beim Nachlesen ging mir die Bedeutung auf. Es war im 7. und 8. Jahrhundert die Hauptstadt eines sogdischen Fürstentums direkt an der Seidenstraße. Bedeutung erlangte es durch seine Wandmalereien in den Adelshäusern, vergleichbar mit Pompeii. Die Funde sind mittlerweile in der Eremitage in St. Petersburg ausgestellt. Doch das erfuhr ich erst hinterher.
Bevor es los ging machten wir aber noch einen kleinen Stadtrundgang in Chudschand. Schließlich wollten wir uns die wenigen Sehenswürdigkeiten dort auch nicht entgehen lassen. Angefangen haben wir im Geschichtsmuseum, das zwar einfach ausgestattet, doch mit viel Pep präsentiert wurde. Offensichtlich ist man sehr stolz auf die Gründung durch Alexander den Großen vor 2500 Jahren. Tolle großflächige Mosaiken erzählen die Geschichte in einer Abteilung dazu. Einige Exponaten weisen indische, christliche und persische oder arabische Hinweise auf. Ein eindeutiger Hinweis auf die Seidenstraße. Im Basar konnten wir uns dann selbst davon überzeugen, was so alles gehandelt wird. Hier wird vor allem Obst angebaut, hauptsächlich Aprikosen, die dann getrocknet verkauft werden. Ich habe sie frisch probiert, und sie sind wirklich lecker. Das letzte Highlight war noch die Moschee, die menschenleer war und prächtige Kronleuchter aufwies. Weiß, Gold und Blau waren die dominanten Farben. Sehr sehenswert! Morgen geht’s schon wieder weiter in ein neues Land. Usbekistan! Samarkand wartet!
