Kom Ombo
So langsam ist man gesättigt von all diesen Eindrücken der ägyptischen Kultur. Obwohl es natürlich hoch interessant ist, und man am liebsten noch tiefer in die Details eintauchen möchte. Aber es ist auch anstrengend. Nicht nur das frühe Aufstehen jeden Tag, sondern auch weil er so voll gepackt ist. Natürlich versucht uns unser Reiseleiter so viel wie möglich von der Kultur zu vermitteln, und man möchte das ja auch. Aber man braucht natürlich auch Zeit, all diese Eindrücke zu verarbeiten. Glücklicherweise haben wir morgen fast einen Seetag, denn wir sind nun auf dem Weg von Kom Ombo nach Luxor. Da ist bis zum späten Nachmittag Gelegenheit genug, sich zu entspannen und alles mal sacken zu lassen, bevor es dann noch einmal richtig anstrengend wird und wir nach Kairo fliegen…
Den Tag heute jedenfalls begann wir relativ ruhig mit einer Fahrt auf dem Nil zu einem nubischen Dorf. In alter Zeit hieß der Süden Ägyptens Nubien, bewohnt von dem Volk der Nubier, die es auch heute noch gibt. Dadurch daß sie nur untereinander heiraten, konnten sie viele Sitten und Bräuche bis in die heutige Zeit bewahren. Auf dem Weg dahin genossen wir ausgiebig die Fahrt und bewunderten und bestaunten die Landschaft, die am Ufer langsam dahin zog. Graureiher, Nilgänse, Kormorane, sogar Eisvögel und viele, viele mehr bevölkerten den Grünstreifen am Wasser. Manches mal kam allerdings die Wüste sehr nahe. Das sind dann die Punkte, von wo aus Kameltouren in die Wüste gestartet werden. Unter anderem kamen wir auch an der Insel Elephantine vorbei, die in alter Zeit sehr bedeutend war. Aufgrund seiner Lage im Nil gab es hier nicht nur Tempel, sondern war im Altertum auch Ausgangspunkt von Expeditionen und des Militärs. Seinen Namen verdankt die Insel übrigens drei Felsformationen, die die Natur wie Elefanten geformt hat.
Im nubischen Dorf wurden wir dann in einem privaten Haus bewirtet, und uns wurde viel Interessantes über deren Kultur erzählt. Ein sonderbarer, aber vielleicht auch der traditionellste Teil der Kultur ist, das jede Familie ein Krokodil als Haustier hat! Sie werden oberhalb des Stausees gefangen, wenn sie noch klein und jung sind und bleiben dann bis zu sechs Jahre im Haus der Familie. Wir konnten das Krokodil sogar mal auf den Arm nehmen. Ich habe allerdings darauf verzichtet. Ich hatte in Florida schon mal das Vergnügen.
Zur Mittagszeit legten wir ab und fuhren etwa vier Stunden stromabwärts bis Kom Ombo. Dieser Ort ist wegen seines Tempels sehr berühmt. Denn hier steht der einzige Doppeltempel, dem Gott Sobek, mit dem Krokodilskopf, und dem falkenköpfigen Gott Horus geweiht. Leider ist der Tempel schon sehr zerstört, doch das Eingangstor und einige Teile des Heiligtums stehen noch heute. Faszinierend sind die unglaublich detailreichen Darstellungen und Hieroglyphen an den Säulen und Wänden. Gerne wäre ich hier noch länger geblieben und hätte die Reliefs noch weiter studiert. Aber das Schiff legte ja ab, und wir mussten an Bord…