George Town, Cayman Island
Nun sind wir bereits einige Tage unterwegs, und ich habe bisher noch kein Wort geschrieben. Aber das hatte auch seinen Grund, und zwar keinen erfreulichen. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, und für mich behalten will ich es auch nicht. Ich wollte vor nun vier Tagen zum ersten mal an Land und mir Panama anschauen. Vielleicht einen Panamahut aufprobieren und mir die örtliche Kirche anschauen. Aber auf dem Weg dorthin bin ich hinterrücks überfallen worden. Kein Scherz! Ein regelrechter Raubüberfall! Ich wurde betäubt und habe nicht wirklich viel mitbekommen. Es ging alles ganz schnell. Keine 5 Sekunden, und ich war bewusstlos, und kaum 3 Minuten später war ich wieder da. Aber ich sah nur noch 3 oder 4 Gestalten weglaufen. Und alle meine Sachen waren weg. Meine Tasche mit dem Tablett, mein Handy, meine Kamera, meine Kreditkarte, mein Bargeld, sogar meine Brille! Alles weg. Als ich wieder einigermaßen klar denken konnte, und realisiert habe, was gerade passiert ist, bin ich sofort zurück zum Schiff und habe Alarm geschlagen. Bei der örtlichen Touristen Polizei und natürlich bei meinen Chefs auf dem Schiff. Bei der Polizei habe ich gute 4 Stunden verbracht, um eine Anzeige aufzugeben, leider waren die sehr unkooperativ. Wirklich geholfen haben sie mir nicht. An Bord wurde ich dann erstmal ärztlich durchgecheckt und krank geschrieben. Ich hatte bei der ganzen Sache wahnsinnig viel Glück, daß mir körperlich nix passiert ist. Ich wurde weder mit Waffen bedroht noch verletzt. Schließlich hat sich unser Agent vor Ort noch mit eingeschaltet, so daß ich nun bei unserem nächsten Anlauf in Panama eine Anzeige aufgeben kann. Auch wenn ich meine Sachen wohl nie wieder sehen werde. Glücklicherweise konnte ich am selben Tag noch die Kreditkarte sperren und alle Daten vom Handy und dem Tablett schützen bzw sperren. Insofern habe ich wirklich nur einen materiellen Verlust, der aber zu ersetzen ist. Es ist halt alles nun etwas komplizierter. Aber ich habe auch großartige Kollegen an Bord, die mir halfen und immer noch helfen. Von einem bekam ich leihweise ein Tablett, mit dem ich nun meinen Blog weiter schreiben kann. Von meiner lieben Kollegin Simone, übrigens eine Ex Azubine von mir, bekam ich gerade am Anfang viel Unterstützung beim Sichern meiner Daten und der Karte. Das Hospital vermittelte mir heute einen Optiker, wo ich heute super schnell eine neue Brille bekam. Und Simone hat mich begleitet und beraten. Die Kollegen sind wirklich toll. Das ist die gute Seite, wenn man Bord ist. Es zählt nicht, wer oder was du bist, keine Hautfarbe oder Nationalität. Wenn du an Bord bist, bist du in erster Linie Seemann und somit ein Teil der Crew. Ganz gut geht es mir natürlich noch nicht, beim Einschlafen habe ich noch immer meine Probleme, die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, aber die Kollegen und die Arbeit – das alles hilft. Demnächst versuche ich noch eine neue Kamera und ein Tablett zu bekommen und dann wird es schon wieder. Ganz kurz habe ich daran gedacht, abzusteigen. Aber das würde mich nicht weiter bringen. Schließlich bin ich auch gerade erst aufgestiegen. Aber allein werde ich nicht mehr an Land gehen. Jedenfalls nicht so schnell und ganz sicher nicht in Lateinamerika. Dort muss man, muss man wirklich!, erstens mit allem rechnen und zweitens niemals alleine losgehen und drittens nur mit Taxi von A nach B fahren. Sicher gibt es auch hier viel zu sehen und zu entdecken, aber man muss auch extrem vorsichtig sein. Es ist eine völlig andere Welt hier. In jeder Hinsicht. Also wie gesagt, mir ist zum Glück nicht viel passiert und alles andere ist ersetzbar. Und nun versuche ich zu schlafen….