Es geht wieder los
Nach 315 Tagen Zwangsurlaub geht es nun endlich wieder an Bord. Als die Pandemie im Februar in Deutschland ausgebrochen war, und wir im April nach Hause fuhren, konnte kein Mensch ahnen, daß quasi die gesamte Welt betroffen sein würde. Nahezu sämtliche Länder verfielen in eine Art Dornröschen Schlaf, um es mal nett auszudrücken. Das öffentliche Leben kam völlig zum Erliegen. Nicht ging mehr. Museen, Gastronomie, Einzelhandel, Reiseverkehr, Sport, selbst Treffen mit Freunden ist unmöglich. Zeitweise wurden gar Fabriken geschlossen – der totale Lockdown. Nach Millionen Infizierten, Tausenden Toten mittlerweile, haben wir nun Strategien entwickelt, wie wir mit dem Corona Virus Leben und es effektiv bekämpfen können. Die Geschichte ist wohl hinreichend bekannt. Also genug der Vorrede: kommen wir zu meiner Geschichte.
Wie gesagt, komme ich nun, nach 10 Monaten, endlich wieder an Bord. Im zweiten Anlauf wohlgemerkt. Der Plan war eigentlich, daß ich bereits am 3. Januar an Bord gehen sollte. Mal ganz davon abgesehen, daß die Kreuzfahrt Industrie ohnehin noch komplett still steht. Vereinzelt wagen einige Reedereien den Neustart, allerdings ist dies noch weit entfernt von der Art und Weise, wie es einmal war. Tatsächlich sind von rund 400 Kreuzfahrtschiffen weltweit vielleicht gerade einmal 20 unterwegs. Seit Beginn des Jahres werden aber immer mehr Menschen auf der Welt immunisiert, in einigen Ländern (Australien und Neuseeland) wurde die Pandemie höchst erfolgreich bekämpft und quasi ausgemerzt. Trotzdem wird es wohl noch mindestens 2 Jahre dauern, ehe wir auf den Schiffen wieder normal arbeiten können. Viele Schiffe sind tatsächlich voll besetzt, da sie mehr oder weniger kurz vor dem Einsatz stehen. Wenn der Lockdown nicht ständig durch die Regierungen beschränkt werden würde. Wir operieren schließlich weltweit. Werden nur in Deutschland die Reise Beschränkungen aufgehoben, hilft es zwar, ist aber noch lange nicht genug.
Jedenfalls geht es für mich nun wieder los. Ein neues Schiff, diesmal die Perla, mit der war ich noch gar nicht unterwegs, mit Aufstieg auf der Insel Teneriffa. Vor 2 Tagen musste ich bereits los, denn ein negativer Covid Test ist vorgeschrieben. Und das Ergebnis kommt erst nach 24 Stunden. Tatsächlich kam er schon nach 20 Stunden, und er war trotzdem negativ. Also alles gut. Dann noch die Anmeldung beim spanischen Gesundheitsamt, einige Emails verschicken, und nun sitze ich im Flieger! Also die erste von drei Hürden geschafft. Check in in Spanien wird die nächste sein, gefolgt in 2 Tagen vom Check in an Bord. Es bleibt spannend! An Bord geht’s aber erstmal in Quarantäne. Immerhin wird es warm sein. Los ging es heute bei minus 10 Grad! Aber es wird wärmer! Gerade passierten wir die europäische Küste Richtung Süden.
Positiv ist: ich fliege direkt von Berlin nach Teneriffa Süd. Mein erster Flug im Januar hätte mich über Amsterdam und Madrid geführt – eine Odyssee. Negativ ist: ich fliege mit Billigheimer Easy Jet. Ich weiß nun nicht, ob es am Billigflieger liegt, oder das jetzt immer so ist, aber es ist wirklich ohne allen Komfort. Die Sitze sind nur dünne Schalensitze, deren Rückenlehnen sich nicht neigen lassen. Entertainment gibt’s nicht. Essen gibt’s nicht. Getränke gibt’s nicht. Bordverkauf gibt’s nicht. Wohl wegen Covid. Immerhin habe ich eine Sitzreihe für mich allein, während der Rest des Flieger ganz gut besetzt ist. 2 Passagiere in einer 3 Sitzgruppe. Check in ist übrigens nur online möglich. War etwas tricky für mich, aber hat geklappt. Allerdings musste ich für mein Handgepäck noch mal extra zahlen. Erlaubt ist eine kleine Handtasche von der Größe, wie die Damen sie im Theater nutzen. Ein kleiner Stadtbummel – Rucksack kostet 20 € mehr. Sauerei!
Nun freu ich mich erstmal auf die Insel mit dem warmen Wetter. In etwa 90 Minuten sollen wir landen. Dann muss ich nur noch vom Süden in den Norden, 60 min Autofahrt, dann sind wir im Hotel. Dann gibt’s Futter! Und unter mir ist schon das Meer!
nun endlich habe ich fertig eingecheckt im Hotel und etwas gegessen. Seit dem Frühstück hatte ich ja nix. Jetzt geht’s mir wieder gut. Wohl auch, weil ich vorher ein großes Bier auf nüchternen Magen hatte…
Vor dem Dinner bin ich noch mal kurz vor die Tür, einen kleinen Spaziergang machen. Es war so schön! Das Wetter war warm, überall sattes Grün, Palmen, Bambus, Kakteen. Ich bin durch einen Nähe gelegenen Park mit einem kleinen Teich, wo die Frösche ein wahres Konzert veranstalteten. Herrlich! So einfach simple Dinge, hatte ich seit Monaten nicht mehr! Heute Abend wird noch etwas mit den Kollegen geschwätzt, und morgen such ich mir einen Frisör! Bevor die Fotos für die Bordkarte gemacht werden, ist das dringest nötig!