Nachdem ich mich nun in den letzten Tagen ausführlich der Kunst, der Geschichte, der Wissenschaft und der Historie gewidmet habe, fehlt eigentlich nur noch ein Fachgebiet. Dieses allerdings spielt gerade hier im Lande eine ziemlich große Rolle. Natürlich der Glaube. Also besuchte ich heute 2 Kirchen und einen Schrein.
Bei mir in der (relativen) Nähe befindet sich die die „Basilica of the National Shrine of the Immaculate Conception“ (Nationalheiligtum Basilika der Unbefleckten Empfängnis). Auf englisch hört sich das ganze etwas sperrig an, und ich musste mir das auch erstmal übersetzen. Umso beeindruckender ist das Gebäude selbst. Also eigentlich ist es ein kompletter Mix aus allem Möglichen. Von weitem sieht sie aus, wie eine griechisch – orthodoxe Kirche, denn sie hat ein blau-goldenes Dach. Allerdings hat selbiges auch eine Kuppel, wie die Hagia Sophia. Und obendrein steht daneben noch ein Glockenturm, ganz wie ein italienischer Campanile, auch wenn er nicht komplett frei steht. In der Kirche selbst wirkt es wie eine Art moderne Gothic. Alles hoch aufstrebend mit schmalen Fenstern und schlanken Säulen. Andererseits ist alles aus poliertem Marmor gefertigt, und die filigrane Eleganz der Gothic wird durch den wuchtigen Marmor völlig ersetzt. Außerdem erinnert sie auch von innen eher wieder an eine orthodoxe Kirche, wo es viele Mosaiken gibt und Heiligenfiguren äußerst farbenfroh und überdimensioniert in den Kuppeln dargestellt wird. Als ganzes macht es schon ein Bild, es wirkt durchaus stimmig. Aber halt auch wie ein Potpourrie. Geschichtlich ist sie eine der jüngsten Basilika der Welt (1960 fertig gestellt) und gehört auch zu den 10 größten überhaupt. Ich schätze mal, daß hier gut und gerne an die 4000-5000 Menschen rein passen. Und natürlich gibt es – typisch amerikanisch – einen Souveniershop, aber immerhin diesmal keine Flatscreens an den Wänden.
Relativ nahebei steht ein relativ großer Schrein von Pabst Johannes Paul II. Da er ja bereits heilig gesprochen wurde, hat man sich wohl hier beeilt, und einen wirklichen Schrein errichtet. In Deutschland wäre es vielleicht eher eine exklusive Ausstellung mit angeschlossener Kapelle gewesen. Hier aber wird geklotzt, nicht gekleckert. Übrigens ist die Ausstellung tatsächlich recht umfangreich und komplett mit vielen Filmszenen, Fotos und persönlichen Devotionalien. Gar nicht mal so schlecht.
Die zweite Kirche heute war dann die Washington National Cathedral. Keine National-Kirche, sondern eine Kirche der Nation. Denn aus allen Ecken des Landes, von allen Einwohnern, egal welcher Nation, wurde sie rein aus Spenden erbaut. Im übrigen gehört sie auch zu den jüngsten (1990 fertig gestellt) und ist die 6.größte der Welt. Und ich hatte das Glück, eine Führung mitmachen zu können. Einige Besonderheiten hat sie tatsächlich. Viele Gedenkgottendienste bedeutender Persönlichkeiten wurden hier abgehalten. So auch Neil Armstrong, der Astronaut, der sogar sein eigenes Fenster bekam. Ja die Fenster sind etwas Besonderes hier. Nicht gleich und uniform, wie normalerweise. Hier sind sie bunt und farbenfroh und erzählen Geschichten. Also gibt es auch ein Fenster zur Mondlandung! In einer Kirche! Ach ja, Darth Vader ist ebenfalls hier verewigt. Kinder sollten in den 70ern oder 80ern das ultimative Böse darstellen, um es dann als Sandstein Figur an einem Turm zu verewigen. Und das war damals Darth Vader. Und vor 11 Jahren gab es ein Erdbeben der Stärke 5,8; was die Kirche leicht beschädigte. Repariert wird sie heute noch.
Schließlich und endlich habe ich es heute Abend auch geschafft, mich bei Uber zu registrieren und bin noch einmal zur National Mall gefahren. Im Dunkeln machen die Gebäude noch viel mehr her. Also die berühmten. Der Obelisk, das Weiße Haus, daß Lincoln Memorial. Es hat sich gelohnt. Eine ganz besondere Atmosphäre!