Hoch hinaus

ging es heute. Durch das Nebelgebirge bis ins Hochgebirge. Wir starteten bei 2300 Meter und erklommen dann nach und nach die Höhe. Jeder Meter machte sich bemerkbar. Ein erster Stopp bei etwa 3500 Metern brachte uns schon ordentlich ins schnaufen. Über karge Felsen, vorbei noch an mehr oder weniger fruchtigen Tälern. Je höher wir kamen, desto weniger Vegetation war zu sehen. Selbst die robusten Anden Gräser wurden immer kleiner. Dann aber wurden wir durch unseren Reiseleiter gedopt. Um die Höhe besser zu verkraften, griffen wir auf die Jahrhunderte alte Tradition des Coca-kauens zurück. Trockene, grüne Blätter, ähnlich wie Teeblätter. So wird er einfach gekaut. Die enthaltenen Stoffe entfalten dann erst ihre Wirkung. Es ist quasi ein Allheilmittel in dieser Gegend. Ich kann dem ganzen nicht viel abgewinnen. In Deutschland fallen sie unter das Betäubungsmittelgesetz, weswegen ich leider auch kein Coca Tee einführen darf. Trotzdem wir auch viel, viel getrunken haben, machte sich die dünne Luft dann doch in Form von Kopfschmerzen bemerkbar. Und es ging ja noch weiter hoch. Bis auf 5000 Meter führte uns der Weg. Da hieß es dann: keine schnellen Bewegungen, langsam laufen und immer sachte. Es war ein echt fieses Gefühl im Kopf. Als ob man kurz vor einer Ohnmacht steht. Es dreht sich alles, ein dumpfes Pochen irgendwo im Hinterkopf. Glücklicherweise wurden wir zwischendurch durch einige Vicunja Herden abgelenkt. Die genügsamen Tiere tummelten sich hier zu Hauf an den Wasserstellen, die dann und wann zu Tage treten. Hübsche Tiere, deren Wolle noch feiner als Kaschmir ist. Nach dem Pass hatten wir uns einigermaßen akklimatisiert und wir stiegen auf’s Rad. Zwar hieß es Mountainbiken im Colca Tal, tatsächlich ging es aber auf asphaltierter Straße 1000 Höhenmeter über 25 km bergab. Mehr hätten wir auch gar nicht verkraftet. Selbst wenn wir das Rad nur Rollen ließen, um die Landschaft zu bewundern, musste man doch höllisch aufpassen. Denn wir erreichten wahnwitzige Geschwindigkeiten. Grob geschätzt würde ich mal sagen, gut und gerne 50 bis 60 km/h. Zum Glück hielten die Bremsen. Es war schon irre! Das schlimmste war eigentlich der Wind. Auch jetzt am Abend ist mir noch eisig kalt.

Nach dem Mittag und dem Bezug unseres Hotels steuerten wir ein letzten Ziel des Tages an. Heiße Quellen! Nur wenige Minuten vom Hotel entfernt. Leidlich entspannend war es schon, leider waren sie nur warm und der kalte Wind trug die Hitze mit sich fort. Nun versuche ich seit einer Stunde mich aufzuwärmen. Morgen steht eine lange Wanderung an, und vielleicht sehen wir auch Kondore.

Vicunjas im Hochland von Peru
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