Ursprünglich kannte ich den Park ja aus den Beschreibungen von Karl May, und ich muss sagen, obwohl er nie hier war, so schlecht hat er es gar nicht beschrieben. Auch wenn die Fantasie niemals an die Wirklichkeit heranreicht. Und so klangvolle Namen, wie Beavers Creek oder Snake River, lassen die Fantasie natürlich durchgehen! Und was wir dann heute an an geologischen Formationen und landschaftlichen Wundern gesehen haben, das geht sowieso auf keine Bisonhaut. Nahezu unbeschreiblich.
Los ging es mit unserem ersten Stopp in „Emerald Spring“ in aller Herrgottsfrühe. Die Sonne war kaum aufgestanden, wir hatten gerade unseren ersten und einzigen Kaffee des Tages intus, daß standen wir schon vor dem ersten Heißwasserbecken. Nur reinsteigern war nicht ratsam, denn es dämpfte ganz schön daraus. Drumherum stiegen die Nebel aus den Tannen und Fichten auf, und die Sonne schaffte es kaum dadurch. Regelrecht mystisch. Kleine Bäche bildeten dann und wann ein stehendes Gewässer und ganz im allgemeinen sah die Gegend nicht sehr einladend aus. Und dann fiel es mir ein: wir waren in Mordor, gleich neben dem Schicksalsberg! Also der Yellowstone ist ja sowieso der größte Vulkan der Welt, und so bahnen sich überall die unterirdischen Kräfte ihren Weg nach draußen. Wie gesagt, ganz schön mystisch-magisch.
Als nächstes ging es zum wirklich malerischen „Artist Point“. Ein Maler malte hier vor 130 Jahren einige Bilder. Und da die Sonne herauskam, war es wirklich traumhaft, denn die Farben leuchteten geradezu. Das Gestein in Gelb (vielleicht hatte der Park hiervon seinen Namen?), die Bäume Grün und der Himmel Blau. Dazu ein atemberaubender Wasserfall in weiß und blau. Wahnsinn! Doch allzu lange verweilten wir dort nicht, denn das nächste Wunder wartete bereits auf uns. Der „Mud Pot“, der Schlammvulkan. Mit einem Durchmesser von gut und gerne 15 Metern blubbert dieser gemächlich vor sich. Und verströmt einen betörenden Duft. Nach faulen Eiern. Puhh! Interessant, aber nur unter Vorbehalt. Schließlich hatten wir bisher noch nix gefrühstückt. Zum Glück hielt es sich in Grenzen. Direkt nebenan röchelte eine weitere Heiße Quelle in eine kleine Höhle hinein, was sich schon etwas schaurig anhörte. Treffend hieß dieser Ort dann auch „die Drachenhöhle“. Nett.
Nachdem wir dann als letzten offiziellen Punkt auch den Yellowstone See entsprechend gewürdigt hatten, ging es endlich zum Lunch. Gegen 14:30 Uhr. Aber auch der See hatte wunderschöne Seiten. Sehr friedvoll, still und bescheiden lag er da in der Sonne. In der Nähe grasten die Büffel, und die Fernsicht, etwa 20-30 Meilen, war sowieso grandios. Nach dem Lunch ging es dann endlich Richtung Hotel (Ramada Plaza, eines der luxuriösesten Unterkünfte dieser Tour!). Und jetzt kam ein Highlight, was keiner so recht auf der Rechnung hatte. Denn die Fahrt raus aus den Rocky Mountain über die Great Plains und den Bighorn National Forrest über einen Pass bis ins Tal runter („Sand Turn Interpretive Site“), daß war wirklich das Highlight des Tages! Langgezogene Serpentien schlängelten sich an fantastischen Felsformationen entlang, die mal in rot, mal in gelb, mal in grau oder braun leuchteten. Teils konnte man in die Schluchten schauen, teils versperrten 500, 600, 700 Meter hohe Felswände die Sicht. Natürlich sahen wir, auch schon (gestern) große vom Feuer gezeichnete Baumbestände, aber auch viele neu entstehende Wälder. Und dazwischen immer wieder Vulkangestein und kleine wilde Bäche. Wenn man sich dazu vorstellt, daß all dies vor 200 – 75 Millionen Jahren entstanden ist, dann fällt es nicht schwer, auch noch einige Dinos in die Wildnis hinzu zu fantasieren. Wie gesagt, eigentlich ist es unbeschreiblich fantastisch.
Morgen kommt nun der letzte Tag unseres Sightseeing Trips. Und er führt wieder nach South Dakota. Wyoming, Montana, Idaho und Utah haben wir ja nun schon gestreift. Da kommt schon einiges zusammen. Und trotzdem fehlt mir noch ein typisches „Wilkommen in“ Schild. Na einige Chancen hab ich ja hoffentlich noch.