Eigentlich gibt es nur zwei Arten, wie ich Dienst habe. Entweder Frühdienst, dann habe ich am Nachmittag eine Pause, so wie jetzt. Oder Spätdienst, dann fange ich um 10:30 Uhr an und arbeite fast bis nachts durch und habe wenig Zeit. Es ist beides anstrengend. Nur die Entscheidung, raus gehen oder nicht, die steht derzeit nicht an. Wir bleiben an Bord, was auf Dauer aber auch nicht so toll ist. Allerdings dürfte ich am letzten Wechseltag tatsächlich mal für 30 min an Land, zum ersten mal seit 2 Monaten. Allerdings nur, um Gäste abzuholen und auf das Schiff zu begleiten. Auf dieser Reise haben wir wirklich mal mehr Gäste, die auch richtig Geld ausgeben. Jedenfalls haben wir in den Restaurants ganz gut zu tun und mit den ganzen Regeln ist das auf Dauer schon eine Umstellung. Die Kreuzfahrt, wie es sie früher gab, gibt es so jedenfalls nicht mehr. Nur den meisten Gästen gefällt es so natürlich. Überall wird man bedient, es gibt keine Schlangen zum Anstehen, man bekommt fast überall einen Platz mit ausreichend Privatsphäre um sich herum. Aber die gesellschaftlichen Veranstaltungen, wie Workshops oder das gemeinsame Auslaufen, gibt es nicht mehr. Das vermissen auch viele. Man sollte meinen, das wir bei so viel weniger Gästen auch viel weniger Crew brauchen. Aber weit gefehlt, der Arbeitsaufwand ist gleich geblieben, wenn nicht gar größer geworden. Es gibt jede Menge zusätzliche Dienste, die abgedeckt werden müssen. Und leider gibt es wenige Dinge, die die Crew auf Dauer motiviert bzw auch für Abwechslung sorgen. Schließlich sind wir auf engsten Raum über Monate zusammen, mit noch weniger Raum für die Crew und ohne Chance, mal richtig abschalten zu können. Da wir ohnehin nicht an Land dürfen, blicken wir auch kaum mal über die Reling. Einzig, die frische Luft zieht uns abends kurz nach draußen zum Feierabendgetränk. Denn wir laufen ja den lieben langen Tag mit Maske, einfach und FFP2 herum, was auch nicht sehr angenehm ist. Ich will ja die Regeln und das Bord Leben nicht infrage stellen, nur hat es sich doch erheblich verändert. Eines steht für mich daher felsenfest: sobald wir wieder uneingeschränkt Reisen dürfen, werde ich eine lange und weite Reise machen, ohne zeitliches, räumliches oder finanzielles Limit! Auch wenn ich dafür noch weitere 2 oder 3 Jahre warten muss.